BSG Chemie Leipzig vs. LSV Südwest II

Während die Leutzscher im Gewand des FC Sachsen Leipzig ihrem Verein die letzte Ehre im altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark erwiesen und einen beachtlichen 2:0-Erfolg über Budissa Bautzen verfolgen durften, bevor am Ende noch einmal den Emotionen freien Lauf gelassen wurde, betraten auch andersorts Spieler in grün-weiß den Rasen, um für „Chemie“ Fußball zu spielen: Die Kicker der BSG Chemie Leipzig, ihres Zeichens unangefochtener Tabellenführer der 1. Kreisklasse (Staffel 1) des Stadtverbandes Leipzig, standen zum erneuten Male innerhalb zweier Wochen ihren Kontrahenten der Reserve des LSV Südwest gegenüber. Das Hinspiel, das aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen in der ersten Halbserie erst am vorletzten Mittwoch stattfand – der LSV trat damals das Heimrecht an die BSG Chemie ab –, konnten die Gäste dank guter kämpferischer Leistung und Leutzscher Abschlussschwäche letztlich verdient mit 1:2 für sich entscheiden. Damit ward der BSG die erste Saisonniederlage beigebracht. Negativer Beigeschmack war vor allem die schwere Verletzung des Torschützen zum 0:1-Führungstreffer für die LSVler, David Böhme. Gute Besserung an dieser Stelle! Den Leutzschern, die in den vergangenen Spielen alles andere als überzeugen konnten, war also an Wiedergutmachung gelegen. Man durfte gespannt sein, wie die Mannen mit dem Fünfeck diesmal den Südwestlern entgegentreten würden, von denen vor allem der kräftig gebaute D. Papsdorf, Entsender zahlreicher katapultartiger Einwürfe, in Erinnerung blieb.

Auf ein Neues!

Bei schönstem Fußballwetter, dem auch ein kurzer Schauer nichts anhaben konnte, fanden mehr als 300 Zuschauer den Weg an die Merseburger Straße und wurden nicht enttäuscht: Die BSG zeigte sich von Beginn an bemüht, die „Hinspiel“niederlage vergessen zu machen und spielte couragiert nach vorn. Der Offensivdrang wurde alsbald belohnt: Wurde eine erstklassige Einschussmöglichkeit zunächst leichtsinnig versiebt, tankte sich Marco Blanc in der 10. Minute stark durch die Gästeabwehr und legte klug auf seinen mitgelaufenen Sturmpartner Philipp Roßner auf, der im zweiten Versuch zur 1:0-Führung verwandelte. Wenige Minuten später hatte Blanc nach präziser Flanke Roßners den zweiten Treffer auf dem Fuß – besser: auf dem Kopf -, doch LSV-Torhüter Winkler war auf der Hut und parierte zur Ecke.

Wie immer voller Leben: Die Leutzscher Fankurve

Ein weiterer Schussversuch Blancs fand zwar nur den Weg an die Querlatte, doch das Schiedsrichtergespann hatte ohnehin korrekt auf Abseits entschieden. Zwanzig Minuten waren gespielt, da durften die Chemie-Fans ein zweites Mal jubeln: Nachdem sich Winkler leicht verschätzte und Blancs daraus resultierender Kopfball noch gerade so auf der Linie geklärt werden konnte, fasste sich Christian Hense ein Herz und erzielte per artistischer Einlage das verdiente 2:0 für Chemie. Danach passierte noch allerhand – allerdings nichts Zählbares. Bis kurz vor dem Halbzeitspfiff, als Roßner zum zweiten Mal einnetzte, nachdem er einem gegnerischen Tackling elegant entwich. Die Hintermannschaft des LSV sah zuvor wieder einmal nicht gut aus.

Heute der Torhungrigste auf dem Platz: Philipp Roßner, hier bei seinem zweiten Treffer

Die Halbzeit erbot dem interessierten Chemiker neben dem Gang zum Bierstand die Gelegenheit, sich mit den neuesten Updates von den turbulenten Geschehnissen im wenige Kilometer entfernten Alfred-Kunze-Sportpark zu versorgen. Vielen Chemie-Fans, ob altem Schlachtenbummler oder jungem Ultra, war anzusehen, trotz all den negativen Erlebnissen der vergangenen Jahre noch nicht jegliche emotionale Bindung zum einstigen Heimatverein verloren zu haben.

Ehe man jedoch allzu sehr in Erinnerungen an vergangene Zeiten schwelgen konnte, bat das Schiedsrichterkollektiv zur zweiten Halbzeit, in der beide Mannschaften im Prinzip nahtlos an die ersten 45 Minuten anknüpften: Der LSV weiterhin mit großen Problemen im Spielaufbau und mit großen Lücken in der Verteidigung. Einzig das noch ausbaufähige Leutzscher Sturmverhalten – die Abseitsfalle schnappte noch ein ums andere Mal zu – verhinderte weitere Torerfolge der BSG. Das Spiel plätscherte, wie man so schön sagt, so vor sich hin. Ganz im Gegensatz zur Fankurve, welche ordentlich aufdrehte und einen feinen Support mit der gewohnt delikaten Mixtur aus alten Gassenhauern und schönen Melodien hinlegte.

Fünf, vier, drei, zwei, eins... Heeeeyyyy!

Das Ganze bereitete so sehr Spaß, dass der berechtigte und von Andreas Skinkys zum 1:3-Anschluss verwandelte Elfmeter kaum Beachtung fand (69. min). Großartig Zeit zur „Trauer“ gab es ohnehin nicht, denn wiederum nur vier Minuten später krönte Philipp Roßner seine gute Leistung mit seinem dritten Tor und stellte damit den alten Abstand wieder her. So sehr ich den Dreifachtorschützen loben darf, nicht weniger eindringlich fällt meine Bitte aus, sich doch demnächst mal einen anderen Look als Team- und Sturmkollege Marco Blanc zuzulegen – ist wirklich verdammt schwer, euch im Eifer des Gefechts auseinanderzuhalten!

Is' doch wahr!

Wesentlich leichter macht es dem geneigten Spielberichtverfasser da die scheinbar von Götterhand geschaffene Figur eines Daniel Goldmann. Apropos: Selbiger tauchte – gerade eingewechselt – kurz darauf frei vor dem LSV-Tor auf, doch sein Linksschuss klatsche lediglich gegen den rechten Pfosten. Den Stimmungskanonen auf der Gegengeraden war es egal, sie feierten weiterhin das, was für sie seit inzwischen beinahe drei Jahren „Chemie“ ausmacht. Frecherweise wurden lautstarke Bekenntnisse zur alten Leutzscher Heimat in der 75. Spielminute vom erneuten Anschlusstreffer zum 2:4 durch Philipp Dietze unterbrochen. Der normalerweise fällige Platzsturm blieb jedoch aus. Danach vermochten es die Gäste nicht mehr so recht, weitere Tormöglichkeiten herauszuspielen (oder wie es seit Louis van Gaal in allen Gazetten heißt: „zu kreieren“). Anders dagegen die Grün-Weißen, denn drei Minuten später fand eine famose Flanke Shota Khokerashvilis in Christian Magnus (lat. „der Große“; wie wahr!) ihren dankbaren Abnehmer – 5:2 für Chemie! Zu guter Letzt durfte sich auch der bis dahin zwar bemühte, aber glücklose Marco Blanc in die Torschützenliste eintragen, als Christian Hense eine flache Hereingabe Georg Heiers umsichtig (und natürlich vollkommen absichtlich!) passieren ließ und Marco blank stehend zum 6:2 einschob. Zehn weitere Minuten vergingen mit lautem Gesang, bis der junge, insgesamt gut leitende Schiedsrichter Oliver Berg die Partie beendete. Die Revanche war mehr als gelungen, was vor allem am frappierenden Leistungsschwund der Südwestler lag. Zu keinem Zeitpunkt entstand der Eindruck, dass der Sieg der Gastgeber gefährdet sein könnte, was vermutlich auch auf personelle Schwierigkeiten beim LSV zurückzuführen sein dürfte.

Nach dem Spiel war nicht nur das Bier alle („Buh!“), es fand auch eine gemeinsame Besprechung mit Mannschaft, Trainer, Vorstand und Fans statt, in der die weiteren Perspektiven der BSG Chemie Leipzig erläutert wurden. Trotz aller Bedenken hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeit des energiehungrigen Alfred-Kunze-Sportparks war sich am Ende ein jeder einig: Der grün-weiße (Nachwuchs-)Fußball darf nicht sterben – übrigens ebenso wenig das in den vergangenen drei Jahren Erreichte – und die BSG Chemie gehört ins Leutzscher Holz!

Ängste und Hoffnungen, Realitäten und Visionen...

In diesem Sinne fiel ertönte folgende Parole am vergangenen Sonntag umso lauter:

„Chemie, Chemie, nur noch Chemie!“

PS: Ein Dank geht an die Urheber der Solidaritätsbekundung mit den „Niemals!“-Bewahrern in der Orange Times!

Nachtrag 1: Ergänzungen des Artikels um Bilder vom Spiel in Kürze.

Nachtrag 2: Die neueste Intrige der „werten Herren“ um und hinter Gallionsfigur Bernd Bauchspieß (einst Mitglied der legendären Meisterelf von 1964, vor kurzem noch Verfechter einer Fusion mit dem VfB Leipzig und danach Befürworter des Einstiegs von Red Bull beim FC Sachsen) ist dem Autor bekannt, wird aber vorerst nicht weiter kommentiert. Den am Leutzscher Fußballgeschehen Interessierten sei einmal mehr der Chemieblogger nahe gelegt, der die aktuellen Neuigkeiten aus Presse, Foren und Blogosphäre kritisch beleuchtet.

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Eine Antwort zu BSG Chemie Leipzig vs. LSV Südwest II

  1. Sven schreibt:

    1A
    Danke!

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